29März
2017

Fünf Züge und ein Hauch von Frühling

Heute haben wir uns von der Fuji-Region nach Ise in den Süden Japans aufgemacht. Es hieß also wieder einmal Koffer packen. Und nach einem Monat auf Reisen sind wir erstaunt, dass wir mit dem Inhalt unserer jeweils rund 19 Kilo schweren Koffer alles dabei haben, was wir hier zum Leben brauchen. Und das Leben fühlt sich einfach frei von Ballast an.

So langsam kennen wir alle Zuggesellschaften Japans. Heute mussten wir fünf unterschiedliche Züge nutzen, um unser Ziel zu erreichen. Obwohl wir im Besitz eines Japan Rail Passes sind, gibt es viele private Zuggesellschaften auf allen Strecken, die gesondert bezahlt werden müssen. Und immer wieder ist das Zugfahren ein Erlebnis. Auf unserer heutigen Reise sind wir das erste Mal mit einem Shinkansen gefahren. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug schwebt man wie auf einer Wolke rasant durch die Landschaft und die Zugbegleiterinnen sehen aus wie Flugbegleiterinnen. Anders ging es in einem Expresszug zu, der relativ laut durch die Gegend knatterte. In diesem Zug konnte man dem Zugführer durch eine gläserne Scheibe über die Schulter schauen. Und die fast zweistündige Fahrzeit verging wie im Fluge, weil uns der Zugführer in seinen Bann gezogen hatte. Alle paar Minuten streckte er seinen Arm gerade aus und zeigte mit dem Zeigefinger auf einen imaginären Punkt am Horizont. Dann fasste er an seine Mütze und wiederholte die Bewegung. Anschließend tippte er auf eine Tafel neben sich und fuhr mit dem Finger nach unten. Zunächst glaubten wir an eine "Eigenart" des Zugführers, aber auch seine Ablösung vollzog das gleiche Ritual. Als wir dann schließlich mit einer kleinen Bimmelbahn unser Ziel erreicht hatten, stieg der Zugführer aus, kam auf uns zugelaufen, um sich etwas ungläubig zu erkundigen, ob wir denn wirklich auf diesem Bahnsteig aussteigen wollten. So viel Fürsorge haben wir beim Bahnfahren bisher noch nicht erlebt!

Schon aus dem Zugfenster konnten wir sehen, wie sich die Landschaft mit jedem Kilometer veränderte und dass die Vegetation viel weiter war. In unserem kleinen Ort in der Nähe von Ise und Toba ist der Frühling deutlich zu spüren.

Shinkansen Hikari 511 in Tokyo Zugbegleiterin im japanischen Look Rapid Mie Express 11 in Nagoya Lokführer mit seltsamer Handarbeit  Verloren in Futaminoura Kormorane in einer Kolonie bei Ise 'Turtelndes' Kormoranpaar